Investitionskreditfinanzierung – Die richtige Vorbereitung zur Absicherung

Viele Unternehmen der Gesundheits- und Sozialwirtschaft stehen vor einem großen Instandhaltungs- und Investitionsstau. Ohne (Teil-)Kreditfinanzierung sind Sanierungsmaßnahmen oder Neubauten oftmals nicht möglich. Die Investitionsentscheidung und die zugrunde liegende langfristige Finanzplanung müssen gut durchdacht sein. Für eine erfolgreiche Investitionskreditfinanzierung sind verschiedene Faktoren zu beachten – angefangen von der möglichst genauen Abschätzung des Investitionsvolumens und der strategischen Abwägung der einzusetzenden Eigenmittel über die Vorbereitung der Verhandlungen mit potenziellen Kreditgebern bis hin zur kritischen Prüfung sowie ggf. Nachverhandlung unterbreiteter Kreditangebote.


Abschätzung des Investitionsvolumens

Am Anfang der Planung des Finanzierungsvorhabens steht die Abschätzung des Investitionsvolumens. Abhängig von der Größe des Investitionsvorhabens sollten Kostenschätzungen ausreichend detailliert aufgestellt werden. Nach der ersten Idee ist ein Team aus Mitarbeitern der Bauabteilung, des Einkaufs, des Controllings und der Unternehmensleitung für das weitere Vorhaben festzulegen.

Die Zusammenstellung der Datengrundlage für Entscheidungen ist oft aufwendig und daher mit ausreichend Kapazität und Zeit zu planen. Häufig ist schon an dieser Stelle neben externen Architekten der Einbezug eines Experten empfehlenswert, der eine zweite Einschätzung geben kann. Bei der Abschätzung des Investitionsvolumens dürfen Interimslösungen für Bauphasen, Preissteigerungsrisiken und weitere Puffer für Unvorhergesehenes nicht außer Acht gelassen werden.

Ein solide aufgestellter Zeitplan ist unumgänglich, um Risiken und Kosten vollständig zu quantifizieren.

Kalkulation des Eigenmitteleinsatzes

Steht das erwartete Investitionsvolumen fest, ist abzuwägen, in welcher Höhe Eigenmittel eingesetzt werden können bzw. sollen. Die zukünftige Investitionsstärke darf dabei nicht außer Acht gelassen werden, weshalb eine weitreichende Investitionszielplanung bezogen auf einen langfristigen Zeitraum notwendig ist. Eine Aufstellung des Gesamtbedarfes der kommenden Jahre ermöglicht einen Blick auf zukünftige Finanzierungsvolumina. Unter Umständen macht die Bündelung unterschiedlicher Investitionsvorhaben in Absprache mit Banken Sinn.

Neben der Investitionszielplanung ist zur Abwägung der einzusetzenden Eigenmittel der vorausschauende Blick auf potenzielle Risiken empfehlenswert. Nicht selten sind Unternehmen der Gesundheits- und Sozialwirtschaft durch unvorhergesehene Ereignisse in eine Situation gekommen, in der sich die Ergebnis- und Liquiditätssituation verschlechtert hat und Eigenmittel in einem zu hohen Maße in Investitionsprojekten gebunden waren. Bei der Abwägung sollte daher ein realistischer „Worst-Case“ der Unternehmensentwicklung zugrunde gelegt werden. Notwendige Unwägbarkeiten sollten eingeplant werden. Erst vor dem Hintergrund der Reserven und der zukünftigen Investitionsbedarfe wird eine Gesamteinschätzung bezogen auf den Eigenmitteleinsatz möglich.
 

Langfristige Liquiditätsplanung

Steht der Rahmen des notwendigen Finanzierungsvolumens fest, gilt es, diesen unter Berücksichtigung aller Zahlungsströme in einer langfristigen Liquiditätsplanung abzubilden. Zur Beurteilung der Frage, ob das Volumen leistbar ist, sollte eine Liquiditätsplanung mit einer Dauer von idealerweise mindestens zehn Jahren aufgestellt werden. Auch hier gilt ein wichtiger Grundsatz: Stellen Sie einen „Worst Case“ auf, um potenzielle Risiken in die Investitionsentscheidung einzubeziehen.

Bei großen Finanzierungsvolumina werden die Banken eine professionelle Businessplanung unter Berücksichtigung der Belastungen aus bereits bestehenden und dem neu hinzukommenden Investitionsvorhaben bzw. der sich daraus ableitbaren Kapitaldienste verlangen. Häufig führt dies zu unerwarteten Herausforderungen, da die Mitarbeiter aus dem Controlling durch das Tagesgeschäft in der Regel stark belastet sind. Unterstützung durch einen Berater kann helfen, zügig eine professionelle Grundlage zu schaffen. Ein technisch sauberer Blick auf die zukünftige Vermögens-, Finanz- und Ertragslage ist essenziell.

Neben der Planungsrechnung muss überprüft werden, welche Sicherheiten der Bank gestellt werden können. Ein Überblick über die bestehenden Sicherheiten aus anderen Darlehensverpflichtungen und potenziell noch verfügbare Sicherheiten hilft, sich auf Bankengespräche vorzubereiten. Dabei sind Grundschulden, Forderungsabtretungen und Bürgschaften zusammenzutragen. In diesem Zuge sollte auch über den passenden Kreditnehmer nachgedacht werden (z. B. Betreibergesellschaft, Immobiliengesellschaft oder bedarfsweise auch der Träger). Diese Entscheidungen gilt es vor dem Hintergrund der zukünftigen Investitionsfähigkeit und der Refinanzierungsmodalitäten genau abzuwägen.
 

Richtigen Finanzierungspartner finden

In Kenntnis des Investitionsvolumens, des gewünschten Eigenkapitaleinsatzes sowie möglicher Kreditsicherheiten gilt es, den richtigen Finanzierungspartner zu suchen. Dazu sollte eine Liste potenzieller Finanzierer zusammengestellt werden. Die Nutzung des Wettbewerbs unter Banken kann dabei helfen, bessere Konditionen zu verhandeln. Im Regelfall wird erst einmal die Hausbank angesprochen. Vergleichsangebote von anderen Banken können dabei helfen, aktuelle Konditionen einzuschätzen und eine echte Verhandlungssituation mit der Hausbank herbeizuführen.

Schon bei der Vorauswahl und den Erstgesprächen ist das Investitionsvorhaben anschaulich darzustellen. Ein prägnantes Konzeptpapier schafft dem Finanzierer gegenüber Transparenz und Vertrauen. Dieses sollte eine Beschreibung des Unternehmens, des Investitionsvorhabens, einen Projektplan, potenzielle Sicherheiten sowie einen Business Case mit entsprechender Ergebnis- und Liquiditätsplanung beinhalten. Vom Finanzierer geforderte Unterlagen sollten vorbereitet sein, sodass diese strukturiert überreicht werden können. Hierzu zählen beispielsweise testierte Jahresabschlüsse, die Unternehmenssatzung und weitergehende Informationen zur rechtlichen Struktur des Unternehmens.

Nach Erhalt der Angebote sind diese detailliert zu sichten und vergleichbar zu machen. Nicht selten sind die Bedingungen der Angebote und Vertragsentwürfe abweichend. Als Beispiel können sogenannte „Covenants“ genannt werden, Kennzahlen, die die Bank festlegt und bei deren Nichteinhaltung dem Kreditnehmer nachteilige Konsequenzen drohen. Eine professionelle Beurteilung durch einen unabhängigen Experten kann helfen, unvorteilhafte Angebote und Vertragsbestandteile frühzeitig zu identifizieren und diese nachzuverhandeln. Gut vorbereitet lässt sich zumeist in Verhandlungsrunden ein für beide Seiten akzeptables Gesamtpaket schnüren.
 

Praxis-Hinweis

Die richtige Herangehensweise bei einer Investitionskreditfinanzierung stellt viele Unternehmen vor komplexe und zeitaufwendige Fragestellungen. Eine gut durchdachte Finanzierungsstrategie kann dabei helfen, die benötigten Fremdmittel zu erhalten, bestmögliche Konditionen zu realisieren und Risiken zu minimieren. Unser interdisziplinäres Team, bestehend aus einem Finanzexperten und einem Fachanwalt für Bank- und Kapitalmarktrecht, kann Sie bei der Aufbereitung entsprechender Unterlagen bis hin zur Plausibilisierung der geplanten Business Cases und kritischen Prüfung sowie ggf. Nachverhandlung von Kreditangeboten unterstützen und auf diese Weise dazu beitragen, zügig zu einer ausgewogenen und passenden Finanzierung zu gelangen

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Wirtschaftsprüferin, Steuerberaterin, Partnerin, Leitung Geschäftsbereich Unternehmensberatung
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Leitung Geschäftsfeld Restrukturierung und Sanierung

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