Interne Revision im Kontext der Nachhaltigkeit

Dem Ansatz der Corporate Governance, also des Stakeholder-orientierten Managements, folgend müssen sich auch Organisationen aus dem Bereich der Gesundheits- und Sozialwirtschaft an den wachsenden Ansprüchen ebendieser Stakeholder in Bezug auf nachhaltiges Handeln messen. Die Interne Revision nimmt hier aufgrund der zumeist engen Zusammenarbeit mit der Geschäftsführung bzw. dem Vorstand eine zentrale Rolle bei der Würdigung neuer Herausforderungen wie der Integration der Nachhaltigkeit in die Organisation ein. Als zentrale Prüf- und Beratungsinstanz verfügt die Interne Revision über ein tiefgreifendes Verständnis der Organisation, das sich diese bei der Transformation in eine nachhaltige Unternehmensausrichtung zunutze machen kann.


Für die Interne Revision stellt sich hierbei die Frage, welche praktische Rolle sie in dem neuen Kontext der nachhaltigen Organisationsausrichtung einnimmt. Bei der Betrachtung der originären Prüfungsfunktion der Internen Revision liegt es nahe, kurzfristig Themenschwerpunkte des bestehenden oder neu konzipierten Audit Universe (Revisionslandkarte) der Organisation zu erweitern und künftig auch ESG-Themen (kurz für Environmental, Social und Governance) zu betrachten. Dabei spielen neben internen Anforderungen zusehends auch regulatorische Verpflichtungen eine Rolle. Die Verpflichtung zur Nachhaltigkeitsberichterstattung und verschärfte Anforderungen an Lieferketten werden zukünftig mehr und mehr Organisationen in Deutschland unmittelbar betreffen. Beispiele für Ergänzungen gängiger Prüfprogramme der Internen Revision können daher zum Beispiel sein:

  • Prüfung von Risikomanagementsystemen im Rahmen von ESG
  • Prüfung der verpflichtenden Dokumentation im Rahmen von Lieferkettengesetzen
  • ESG-Audits im Rahmen der Nachhaltigkeitsberichterstattung
  • Prüfung von Energiemanagementsystemen
  • Einrichtung/Erweiterung von Hinweisgebersystemen hinsichtlich ESG-Pflichten

Doch eine Interne Revision kann und muss in der heutigen Zeit weitaus früher ansetzen und dabei mehr leisten. Schließlich steht gemäß ihrer allgemeingültigen Definition neben der Prüfungs- insbesondere auch die Beratungsleistung für die gesetzlichen Vertreter bei der Identifikation und Bewertung von Risiken im Zentrum einer zeitgemäßen Arbeitsweise. Ihre Aufgaben bestehen entsprechend darin, der Organisation frühzeitig zur Seite zu stehen, wenn es um die Identifizierung von Risiken sowie die Integration und Umsetzung neuer Geschäftsprozesse geht.

Mittels ebendieser facettenreichen Betrachtungsweise einer Internen Revision kann sie auch im Rahmen neuer und oft noch wenig konkreter Herausforderungen im ESG-Kontext Beratungsleistungen für die Organisationsführung erbringen. Diesbezüglich wird es darum gehen, die Organisation bei der Identifizierung neuer Pflichten zu unterstützen und gleichzeitig herauszufordern. Das Ziel besteht also darin, das Blickfeld zu erweitern und abstrakte Problemstellungen anschließend in geeignete, handhabbare Prozesse zu übertragen, um diese bereits im Aufbau zu stärken.

Angesichts der Vielschichtigkeit des Themengebiets Nachhaltigkeit steht auf inhaltlicher Ebene allerdings nicht ausnahmslos die Berücksichtigung regulatorischer Pflichten im Fokus. Im Hinblick auf eine erhöhte mediale Transparenz und der erschwerten Suche nach geeigneten Fachkräften, insbesondere auch in der Gesundheits- und Sozialwirtschaft, nehmen auch die Einflussmöglichkeiten verschiedener Stakeholder-Gruppen zu. Diese wiederum stellen, wie bereits angesprochen, in einem erhöhten Maß Ansprüche an Organisationen. Auch hieran hat sich die Interne Revision bei der Risikoidentifizierung zu orientieren.

Auch die Interne Revision sollte sich also einem Teil der Herausforderungen im Nachhaltigkeitskontext gemeinsam mit der Organisation stellen. So sollten die Revisionslandkarte und Revisionsprogramme laufend hinsichtlich ihrer Angemessenheit in der modernen Zeit hinterfragt werden. Die Prüfer sind angehalten, stetig neues Wissen aufzubauen, um ihre Kenntnisse über das Risikomanagement auch auf zukünftige Themengebiete übertragen zu können. Und schließlich wird es zunehmend ihre Aufgabe sein, auch beratend aufzutreten, um, unter Wahrung der Unabhängigkeit, die Transformation hin zu einem nachhaltigen Managementansatz zu unterstützen.
 

Praxis-Hinweis

Der Themenkomplex der Nachhaltigkeit betrifft mittlerweile in unterschiedlicher Intensität jede in Deutschland ansässige Organisation. Dabei gilt es in einem ersten Schritt, relevante Risiken und Pflichten herauszuarbeiten. Anschließend muss diesen mit geeigneten Risikomanagementsystemen, Prozessen und Kontrollen begegnet werden. Dieses Vorgehen wird nicht nur auf regulatorischer Ebene von immer größerer Bedeutung sein. Auch Stakeholder-orientierte sowie organisationsinterne Motive werden eine immer größere Rolle bei der nachhaltigen Ausrichtung von Geschäftsprozessen spielen. Bei der Bewältigung dieser Aufgaben kann und sollte eine moderne Interne Revision dem Management von Beginn an proaktiv und beratend zur Seite stehen, um gemeinsam frühzeitig zukunftssichere und damit auch nachhaltige Prozesse zu etablieren. Dies gilt gleichermaßen für Organisationen, die ihre Interne Revision auf einen externen Dienstleister ausgelagert haben. Sprechen Sie uns gerne an, wenn Sie entsprechenden Beratungsbedarf haben.

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