Betriebsvergleich Werkstätten für behinderte Menschen
Struktur der einbezogenen WfbM
In den Betriebsvergleich 2020 der Solidaris sind die Daten von 51 Werkstätten für behinderte Menschen (WfbM) eingeflossen, die anhand ihrer Betreuungskapazität in vier Gruppen klassifiziert wurden:
Kapazität, Betreuungsleistung und Struktur
Die Kapazität der in den Betriebsvergleich einbezogenen WfbM weist eine Spannweite von 54 bis 1.539 genehmigten Plätzen auf. Im Durchschnitt bieten die WfbM Platz für 476 Beschäftigte (Vorjahr 452). Die Auslastung, die sich als Quotient aus den tatsächlich genutzten und den genehmigten Plätzen ergibt, erhöhte sich auf durchschnittlich 109,0 % (Vorjahr 108,4 %). Der Maximalwert der Auslastung beträgt 141,8 %. Insgesamt 69 % der WfbM waren zu mehr als 100% ausgelastet, 10 % der WfbM waren zu weniger als 100 %, aber zu mehr als 95 % ausgelastet, 21 % der WfbM waren zu weniger als 95 % ausgelastet. Auf die Belegung im Eingangsverfahren/Berufsbildungsbereich entfällt im Durchschnitt ein Anteil von 10,5 % (Vorjahr 11,8 %) der tatsächlich genutzten Plätze.
Jahresergebnis
Das durchschnittliche Jahresergebnis ist anhaltend rückläufig (2020: - 40,9 %; 2019: - 2,9 %; 2018: - 4,9 %; 2017: - 1,7 %), wobei für das Jahr 2020 auch ein zusätzlicher einschneidender Effekt durch die Coronapandemie zu berücksichtigen ist. Allerdings erwirtschafteten ca. 85 % der in die Auswertung einbezogenen WfbM weiterhin ein positives Jahresergebnis (Vorjahr 88 %). Weiterhin ist eine – im Vergleich zu den Vorjahren abnehmende – Tendenz dahingehend festzustellen, dass die Jahresergebnisse mit zunehmender Einrichtungsgröße höher ausfallen.
Die durchschnittliche Umsatzrentabilität der WfbM mit einem positiven Jahresergebnis beläuft sich auf 2,1 % (Vorjahr 3,0 %). Die Spannweite reicht hier von 0,01 % bis 10,82 % (Vorjahr: 0,05 % bis 12,68 %). Die Rohertragsmarge beträgt im Schnitt 83,0 % (Vorjahr: 78,4 %), was auf einen abnehmenden Materialeinsatz hindeutet. Der Median der Produktions- und Dienstleistungserlöse beläuft sich auf 2.121 TEUR (Vorjahr: 2.762 TEUR). Der Median der Tagessatzerlöse beträgt 8.179 TEUR (Vorjahr: 7.972 TEUR). Diese Werte spiegeln die Tatsache wider, dass unter Coronabedingungen einige Werkstätten zeitweilig schließen oder mit geringerer Besetzung arbeiten mussten, die Tagessätze jedoch konstant weiterbezahlt wurden.
Das für den Arbeitsbereich zu ermittelnde Arbeitsergebnis verringerte sich gegenüber dem Vorjahr im Mittelwert um 4,5 %. Die Auszahlungsquote der Arbeitsentgelte für die Beschäftigten beträgt im Median 93,5 % (Vorjahr: 83,5 %); die Spannweite liegt bei 70 % bis 406 %. Die deutlich gestiegene Auszahlungsquote ist unter anderem auf die oben genannten Umsatzrückgänge aufgrund der Pandemie zurückzuführen.
Finanzlage und Liquidität
Die durchschnittliche Eigenkapitalquote der WfbM beträgt 67,3 % (Vorjahr 62,7 %). Die um den Sonderposten für gefördertes Anlagevermögen modifizierte Eigenkapitalquote beläuft sich auf 74,8 % (Vorjahr 73,0 %).
Für die Einrichtungen stand im Jahr 2020 durchschnittlich eine Deckung des betriebsgewöhnlichen monatlichen Finanzbedarfs durch die Liquidität auf kurze Sicht von ca. 3,7 Monaten (Vorjahr 3,3 Monate) zur Verfügung. Die EBITDA-Marge (Gewinn vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen in Relation zu den Umsatzerlösen), die stellvertretend den operativen Gewinn als Renditegröße wiedergibt, aber auch Indikator für die Innenfinanzierungskraft eines Unternehmens ist, beträgt 6,3 % (Vorjahr 7,4 %). Hier reicht die Spannweite der WfbM mit positivem EBITDA von 0,1 % bis 10,9 %. (Vorjahr 1,8 % bis 12,7 %). Der Einzugsfaktor, der angibt wie schnell Forderungen aus Lieferungen und Leistungen in Liquidität umgesetzt werden, liegt im Durchschnitt bei 4,5 Wochen nach 4,3 Wochen im Vorjahr.
Kennzahlen Personalbereich
Im Folgenden verwenden wir die Begriffe Beschäftigter für die behinderten Menschen sowie Mitarbeiter für das Personal der WfbM. Das durchschnittliche Arbeitsentgelt je Beschäftigtem pro Jahr im Arbeitsbereich der WfbM hat sich von 2.169 EUR im Vorjahr auf 2.635 EUR im Jahr 2020 erhöht. Die Höhe der Arbeitsentgelte weist eine Spanne von 1.085 EUR bis 5.171 EUR auf (Vorjahr: 974 EUR bis 4.455 EUR). Der Mittelwert des Personalaufwandes pro Mitarbeiter beträgt 57.317 EUR im Jahr 2020 (Vorjahr 56.798 EUR) und ist um knapp 0,7 % gegenüber dem Vorjahr gestiegen. Die Anzahl der Beschäftigten pro Gruppenleiter ist mit Zunahme der Einrichtungsgröße wie in den Vorjahren tendenziell rückläufig.
Weitere Kennzahlen für den Personalbereich in den beschriebenen Größengruppen zeigt die untenstehende Übersicht.