Betriebsvergleich WfBM 2022
Struktur der einbezogenen Werkstätten
In den Betriebsvergleich 2022 der Solidaris ist Datenmaterial von 52 Werkstätten für behinderte Menschen (WfbM) eingeflossen, die anhand ihrer genehmigten Platzzahl in vier Gruppen klassifiziert wurden:
Der Medianwert der Belegung liegt unverändert zum Vorjahr bei 496 Beschäftigten. Die Belegung verteilt sich auf die Bereiche der WfbM wie folgt:
- Arbeitsbereich: 87,9 % (Vorjahr 88,2 %)
- Berufsbildungsbereich: 9,0 % (Vorjahr 8,8 %)
- Sonstige (Fördergruppen etc.): 3,1 % (Vorjahr 3,0 %)
Jahresergebnis, Ertragslage und Arbeitsentgelt
Die Medianwerte der wichtigsten Ergebniskennzahlen entwickelten sich seit dem Vor-Corona-Jahr 2019 wie folgt:
Die Jahresergebnisse und Umsatzrenditen sind gegenüber dem Vorjahr rückläufig. Dabei ist weiterhin ein Trend zu mehr Leistungserlösen zu beobachten. Der Anteil der Leistungserlöse an den gesamten Umsatzerlösen der WfbM beträgt im Jahr 2022 durchschnittlich 29 % nach 28 % im Vorjahr. Die Leistungserlöse je Beschäftigtem im Arbeitsbereich der WfbM weisen dabei eine enorme Bandbreite von 2.300 EUR bis 53.800 EUR p. a. auf. Nicht in die Betrachtung eingeflossen ist allerdings der mit den Leistungserlösen in Zusammenhang stehende Materialeinsatz.
Gegenüber dem Vorjahr sind die durchschnittlichen Personalaufwendungen nur leicht (+ 0,4 %) auf 60.714 EUR gestiegen. Dabei ist zu beobachten, dass bei kleineren WfbM teilweise sogar rückläufige Durchschnittskosten angefallen sind. Der Personalbestand insgesamt ist im Median sogar rückläufig. Bei nahezu identischer Belegung heißt dies, dass der Betreuungsschlüssel (von einer Vollkraft rechnerisch zu betreuende Beschäftigte) von 4,2 auf 4,5 gestiegen ist. Offenbar hatten die Werkstätten Schwierigkeiten, offene Stellen zeitnah wiederzubesetzen.
Die Arbeitsentgelte der Beschäftigten sind im zweiten Jahr in Folge leicht gesunken und betragen im Median 2.210 EUR p. a. Die Spanne reicht dabei von rd. 1.400 EUR bis 5.000 EUR (Vorjahr von rd. 1.200 EUR bis 4.800 EUR).
Das nachfolgende Diagramm zeigt die Verteilung der Auszahlungsquoten, bezogen auf die Summe der Arbeitsentgelte im Verhältnis zum Arbeitsergebnis nach der WVO:
Durchschnittlich zahlten die WfbM im Jahr 2022 aus ihrem Arbeitsergebnis 94,6 % als Arbeitsentgelt aus (Vorjahr 86,8 %). Die Mindestauszahlungsquote nach § 12 Abs. 5 WVO von 70 % zahlten nur 8,0 % der WfbM. Dagegen liegen 37,5 % der WfbM bei einer Auszahlungsquote von über 100 % des Arbeitsergebnisses. Auszahlungsquoten von mehr als 100 % können sich auf Dauer negativ auf die Substanzerhaltung der WfbM auswirken. Bei im Median gesunkenen Arbeitsergebnissen wurden Arbeitsentgelte nahezu auf Vorjahresniveau gezahlt.
Vermögens- und Finanzlage und Liquidität
Die durchschnittliche Eigenkapitalquote der WfbM beträgt unter Einbeziehung der Sonderposten 80,9 % (Vorjahr 74,7 %). Die durchschnittliche Bilanzsumme liegt bei knapp 16 Mio. EUR (Vorjahr 18 Mio. EUR), der Median bei knapp 13 Mio. EUR gegenüber 15 Mio. EUR im Vorjahr. WfbM sind seit jeher mittelständisch geprägt.
Den WfbM stand am 31. Dezember 2022 durchschnittlich eine Deckung des betriebsgewöhnlichen monatlichen Finanzbedarfs durch die Liquidität auf kurze Sicht von ca. 4,4 Monaten (Vorjahr 4,2 Monate) zur Verfügung. Die durchschnittliche EBITDA-Marge (Gewinn vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen in Relation zu den Umsatzerlösen), die Indikator für die Innenfinanzierungskraft eines Unternehmens ist, beträgt 6,0 % (Vorjahr 8,3 %). Der Median der EBITDA-Marge liegt im Jahr 2022 bei 6,1 % gegenüber 7,1 % im Vorjahr. Hierbei ist zu berücksichtigen, dass die Berechnung der EBITDA-Marge von den Jahresergebnissen getragen wird und der Rückgang der Margen gegenüber dem Vorjahr nicht gleichbedeutend mit einer nachhaltigen Reduzierung der Innenfinanzierungskraft der WfbM ist.
Der Einzugsfaktor, der angibt, wie schnell Forderungen aus Lieferungen und Leistungen in Liquidität umgesetzt werden, liegt im Durchschnitt bei 5,8 Wochen nach 5,0 Wochen im Vorjahr.