Solidaris - Experten für Prüfung und Beratung von Krankenhäuser

Betriebsvergleich Krankenhäuser 2023

Solidaris Betriebsvergleiche

Wirtschaftliche Rahmenbedingungen der Krankenhäuser

Am 6. März 2024 hat das Institut der Wirtschaftsprüfer (IDW) bzw. dessen Fachausschuss Trendwatch ein IDW-Positionspapier zur Krankenhausfinanzierung herausgegeben. Wesentlicher Bestandteil des Positionspapiers ist eine Analyse zur Betriebskostenunterfinanzierung, d. h. zur unzureichenden Berücksichtigung der Inflation der Jahre 2022 und 2023 im Bundesbasisfallwert. Die branchenspezifisch unzureichend berücksichtigte Inflation (aus Personal- und Sachkostensteigerung) wird von uns für die Jahre 2022 und 2023 auf rund 6 % geschätzt.

Struktur und Leistung der einbezogenen Krankenhäuser

Der Betriebsvergleich Krankenhäuser enthält für das Jahr 2023 die Angaben von rund 140 Krankenhäusern aus dem Mandantenkreis der Solidaris. Nicht in dieser Auswertung enthalten sind Spezialkliniken (z. B. reine Reha-Kliniken, reine psychiatrische oder geriatrische Krankenhäuser, Tageskliniken) und reine Belegkrankenhäuser. Die größte Gruppe bilden Krankenhäuser mit 450 und mehr Betten. Sie machen rund ein Drittel aller einbezogenen Krankenhäuser aus, gefolgt von Krankenhäusern mit 150 bis 249 Betten, die knapp ein Viertel an der Gesamtgruppe ausmachen. Die durchschnittliche Bettenzahl liegt bei 414 Betten.

Ertragslage

2020 wurde das Pflegebudget aus dem DRG-Budget ausgegliedert. In dem neuen a-DRG-Case-Mix ist die pflegerische Leistung daher nicht mehr enthalten. Ein Vergleich der von den Krankenhäusern erbrachten Leistungen, gemessen in Case-Mix-Punkten, Fällen oder dem Case-Mix-Index, mit den Jahren vor 2020 ist daher nicht ohne weiteres möglich. Das ausgegliederte Pflegebudget ist in 2023 mit einem Anteil von rund 23 % (2022: 22 %) an den Erlösen aus Krankenhausleistungen zu veranschlagen.

Das Jahr 2023 war nicht mehr von Kompensationsmaßnahmen im Zusammenhang mit der Corona-Pandemie beeinflusst. Das Jahr 2022 war dagegen für die Krankenhäuser wie bereits die Jahre 2020 und 2021 noch durch die Corona-Pandemie geprägt. Auch in 2022 erhielten die Krankenhäuser im Rahmen des Covid-19-Krankenhausentlastungsgesetzes Ausgleichszahlungen, allerdings nicht mehr im gleichen Ausmaß wie in den Vorjahren. Der Anteil der Freihaltepauschale einschließlich Versorgungsaufschlägen an den Erlösen aus Krankenhausleistungen lag in 2022 bei 3 %, während sie in 2021 noch bei knapp 7 % und in 2020 bei rund 12 % lag. Dieser Erlösbestandteil ist für 2023 vollumfänglich entfallen. 

Besondere Bedeutung kam im Geschäftsjahr 2023 dem Härtefallfonds nach § 26f KHG für Krankenhäuser zur Finanzierung von unmittelbar oder mittelbar durch den Anstieg der Energiepreise verursachten Kostensteigerungen zu. Für die gestiegenen Kosten für den Bezug von Erdgas, Fernwärme und Strom erhielten bzw. erhalten die Krankenhäuser individuelle Erstattungsbeträge getrennt für die Zeiträume Oktober bis Dezember 2022, das Jahr 2023 und für Januar bis April 2024. Die jahresabschlussbezogene Besonderheit dieser Erträge war, dass sie regelmäßig innerhalb der sonstigen Erträge und nicht als Bestandteil der Umsatzerlöse ausgewiesen wurden.

Wesentlicher Aufwandsfaktor von Krankenhäusern ist der Personalaufwand, der rund 56 % des Aufwandes ausmacht. Bei den einbezogenen Krankenhäusern beträgt der durchschnittliche Personalaufwand je Vollkraft in 2023 85 TEUR nach 83 TEUR im Jahr 2022 und 82 TEUR im Jahr 2021. Er hat sich gegenüber dem Vorjahr um 2,7 % erhöht; im Dreijahresvergleich beträgt der Anstieg 3,6 %. Die Entwicklung in den drei wichtigsten Dienstarten zeigt die nachfolgende Abbildung.

Bei Umsatzerlösen von 133 TEUR (2022: 138 TEUR), die im Durchschnitt von einer Vollkraft erwirtschaftet werden, und einem durchschnittlichen Personalaufwand je Vollkraft von ca. 85 TEUR liegt die Personalaufwandsquote, die angibt, welcher Anteil der Umsatzerlöse durch den Personalaufwand aufgezehrt wird, bei 63,9 %. Im Vorjahr lag die Personalaufwandsquote noch bei 60,1 %.

Die Materialaufwandsquote ist mit 28,4 % gegenüber dem Vorjahr (28,3 %) nahezu unverändert geblieben. Die aus Personal- und Materialaufwandsquote zusammengefasste Gesamtquote ist damit deutlich gestiegen. In Bezug auf das Jahresergebnis des Jahres 2023 ist festzustellen, dass 58 % der einbezogenen Krankenhäuser ein Defizit ausweisen. Die übrigen 42 % der Krankenhäuser weisen daher ein positives Ergebnis aus. Für das Jahr 2022 war die Verteilung mit 38 % mit negativem Ergebnis und 62 % mit positivem Ergebnis noch deutlich positiver. Das Jahr 2021 wich in der Verteilung nur geringfügig von 2022 ab.

Als Mittelwert wird für das Jahr 2023 ein Fehlbetrag von 1,3 Mio. EUR ausgewiesen (Vorjahr ausgeglichenes Ergebnis). Wir können ergänzend hierzu feststellen, dass dieses Jahresergebnis im Schnitt durch einen positiven neutralen Ergebnisbeitrag von rund 2,7 Mio. EUR positiv beeinflusst ist, so dass das operative Ergebnis im Schnitt bei rund - 4,0 Mio. EUR liegt. Dieses so bereinigte Ergebnis lag im Vorjahr noch bei rund - 1,8 Mio. EUR.

Die wirtschaftliche Lage der Krankenhäuser hat sich hiernach bereits auf Basis des Jahresergebnisses verschlechtert. Auf Basis der operativen Ertragskraft lässt sich die wirtschaftliche Lage als besorgniserregend charakterisieren.

Unser Durchschnittskrankenhaus weist Umsatzerlöse von rund 101 Mio. EUR aus. Der durchschnittliche operative Fehlbetrag von - 4,0 Mio. EUR entspricht 3,9 % der Erlöse aus Krankenhausleistungen. Diese prozentuale Unterdeckung liegt gewissermaßen im Bereich des Erwartungswertes aufgrund der nicht refinanzierten Inflation.

Die finanzierungsbezogene EBITDA-Marge beläuft sich für das Jahr 2023 im Mittelwert auf 0,4 %. Für die Gruppe der Krankenhäuser, die sich in Bezug auf die EBITDA-Marge in der Stichprobe in den mittleren beiden Quartilen befinden, liegt die EBITDA-Marge zwischen - 1,4 % und 2,5 %. Wie nach den obigen Ausführungen zu erwarten war, lag der Mittelwert in Bezug auf die EBITDA-Marge im Jahr 2022 mit 1,2 % noch höher als im Jahr 2023.

Vermögens- und Finanzlage

Die Investitionen der Krankenhäuser in Relation zum Anlagevermögen liegen im Durchschnitt mit etwa 14 % leicht unter dem Vorjahreswert von 15 %, wobei der Anteil der aus Eigenmitteln finanzierten Investitionen 55 % beträgt nach 43 % im Vorjahr. Bei einer Anlagenaltersquote von rund 41 % nach rund 38 % im Vorjahr (d. h. das Sachanlagevermögen ist bereits zu 59 % abgeschrieben) sind auch in den kommenden Jahren Investitionen mit einem merklichen Eigenmitteleinsatz zu erwarten, soweit dies die Liquiditätsplanung der Krankenhäuser zulässt. Der durchschnittliche Deckungsfaktor (Liquidität auf kurze Sicht zu betriebsgewöhnlichem Finanzbedarf pro Woche) von 6,5 Wochen kann unter Berücksichtigung eines Einzugsfaktors von 5,6 Wochen als noch ausreichend angesehen werden.

Der Anteil des bereinigten Eigenkapitals sowie des Kapitals mit eigenkapitalähnlichem Charakter (d. h. Eigenkapital saldiert mit Ausgleichsposten zuzüglich Sonderposten) am gesamten Kapital lag im Jahr 2023 bei gut 50 %. Darlehen machten 16 % des Gesamtkapitals aus, das übrige langfristige Fremdkapital betrifft insbesondere langfristige Rückstellungen. Auf kurzfristiges Fremdkapital entfällt knapp ein Drittel der Bilanzsumme. Hier betrifft ein deutlich verminderter Anteil von 9 % nach einem Anteil im Vorjahr von 15 % der Bilanzsumme die kurzfristigen Rückstellungen. In diesem Zusammenhang ist auf den hohen neutralen Ergebnisbeitrag im Jahresergebnis zu verweisen.

Zusammenfassend lässt sich auf Basis der obigen Ausführungen zur Ertrags- und Liquiditätslage der Krankenhäuser feststellen, dass aufgrund der nicht eingepreisten Inflation, der notwendigen Investitionen in die digitale Infrastruktur und des bestehenden Fachkräftemangels ein gegenüber dem Vorjahr erhöhter Kostendruck auf den Krankenhäusern lastet. Dieser Kostendruck kann bei einer durchschnittlichen EBITDA-Marge von 0,4 % in 2023 nicht abgefangen werden. Gleichzeitig erscheinen die bilanziellen Reserven (über die ausgewiesenen neutralen Ergebnisbeiträge) tendenziell aufgebraucht. Die unverändert signifikant unzureichende Refinanzierung der Kostensteigerungen stellt in den bestehenden Strukturen ein nicht unerhebliches Risiko für die Branche der Krankenhäuser dar.

Weitere interessante Themen

phone
mail Pfeil weiß