Solidaris - Experten für Prüfung und Beratung von Krankenhäuser

Betriebsvergleich Krankenhäuser 2022

Solidaris Betriebsvergleiche

Struktur und Leistung der einbezogenen Krankenhäuser

Betriebsvergleiche 2022 Krankenhäuser - Größengruppen einbezogene Krankenhäuser

Der Betriebsvergleich Krankenhäuser enthält für das Jahr 2022 die Angaben von rund 100 Krankenhäusern aus dem Mandantenkreis der Solidaris. Nicht in dieser Auswertung enthalten sind Spezialkliniken (z. B. reine Reha-Kliniken, reine psychiatrische oder geriatrische Krankenhäuser, Tageskliniken) und reine Belegkrankenhäuser. Die größte Gruppe bilden Krankenhäuser mit 450 und mehr Betten. Sie machen rund ein Drittel aller einbezogenen Krankenhäuser aus, gefolgt von Krankenhäusern mit 150 bis 249 Betten, die knapp ein Viertel an der Gesamtgruppe ausmachen. Die durchschnittliche Bettenzahl liegt bei 384 Betten.

Ertragslage

Betriebsvergleiche 2022 Krankenhäuser - Personalaufwand Umsatzerlöse je Vollkraft

2020 wurde das Pflegebudget aus dem DRG-Budget ausgegliedert. In dem neuen aDRG-Case-Mix ist die pflege­rische Leistung daher nicht mehr enthalten. Ein Vergleich der von den Krankenhäusern erbrachten Leistungen, ­gemessen in Case-Mix-Punkten, Fällen oder dem Case-Mix-Index, mit den Jahren vor 2020 ist daher nicht ohne weiteres möglich. Das aus­gegliederte Pflegebudget ist mit einem Anteil von rund 22 % (2021: 20 %) an den Erlösen aus Krankenhausleistungen zu veranschlagen.

Das Jahr 2022 war für die Krankenhäuser wie bereits 2020 und 2021 durch die Corona-Pandemie geprägt. Auch in diesem Jahr erhielten die Krankenhäuser im Rahmen des Covid-19-Krankenhausentlastungsgesetzes Ausgleichszahlungen, allerdings nicht mehr im gleichen Ausmaß wie in den Jahren zuvor. Der Anteil der Freihaltepauschale einschließlich Versorgungsaufschlägen an den Erlösen aus Krankenhausleistungen lag 2022 bei 5 %, während er 2021 noch bei knapp 7 % und 2020 bei rund 12 % lag. Die Leistung der Krankenhäuser gemessen an der Fallzahl, bei der sich im Jahr 2020 die erwünschte Freihaltung von Bettenkapazitäten noch mit einem Rückgang um gut 8 % niedergeschlagen hatte, konnte 2021 wieder um rund 4 % gesteigert werden. Im Jahr 2022 liegt die Fallzahl mit einer Steigerung um lediglich 1 % weiterhin auf dem Niveau von 2021.

Die Prüfquote des Medizinischen Dienstes der Krankenkassen, die 2020 coronabedingt auf 5 % reduziert worden war, wurde 2021 wieder auf den maximalen Wert von 12,5 % angehoben. Während die Absenkung der Prüfquote im Jahr 2020 bei den einbezogenen Krankenhäusern zu einem Rückgang der Rückforderungsquote von 3,2 % auf 1,3 % führte, gab es 2021 wieder einen leichten Anstieg auf 1,6 %. Auch im Jahr 2022 betrug die Rückforderungsquote 1,6 %.

Wesentlicher Aufwandsfaktor von Krankenhäusern ist der Personalaufwand, der rund 55 % des Aufwandes ausmacht. Bei den einbezogenen Krankenhäusern beträgt der durchschnittliche Personalaufwand je Vollkraft im Jahr 2022 83 TEUR nach 82 TEUR im Jahr 2021 und 81 TEUR im Jahr 2020. Er hat sich gegenüber dem Vorjahr um 1,2 % erhöht; im Dreijahresvergleich beträgt der Anstieg damit knapp 3 %. Die Entwicklung in den drei wichtigsten Dienstarten zeigt die nachfolgende Abbildung.

Bei Umsatzerlösen von 138 TEUR, die im Durchschnitt von einer Vollkraft erwirtschaftet werden, und einem durchschnittlichen Personalaufwand je Vollkraft von ca. 83 TEUR liegt die Personalaufwandsquote wie in den Vorjahren bei rund 60 %. Diese gibt an, welcher Anteil der Umsatzerlöse durch den Personalaufwand aufgezehrt wird.

Im Vergleich der Jahre 2019 bis 2022 zeigen die Jahresergebnisse der Krankenhäuser folgende Entwicklung: Im Jahr 2019, d. h. vor der Corona-Pandemie, erwirtschafteten 64 % der Krankenhäuser ein positives Ergebnis, bei 36 % war das Ergebnis negativ. Deutlich anders stellt sich die Situation im Jahr 2020 dar, in dem nach Ausbruch der Corona-Pandemie eine Reihe von Maßnahmen auf den Weg gebracht wurden, um die Krankenhäuser wirtschaftlich zu entlasten. 78 % der einbezogenen Krankenhäuser erzielten ein positives Ergebnis, bei 22 % war das Ergebnis negativ. Im Jahr 2021 wiederum, das noch immer durch die Pandemie, aber auch durch eine Reduzierung der wirtschaftlichen Entlastung geprägt war, war das Ergebnis nur noch bei 60 % der Krankenhäuser positiv, 40 % wiesen ein negatives Ergebnis aus. Vergleichbar stellt sich das Jahr 2022 dar: Rund 62 % der Krankenhäuser weisen ein positives Ergebnis aus, 38 % ein negatives. Zu berücksichtigen ist dabei allerdings, dass sich das durchschnittliche Jahresergebnis der Krankenhäuser im Vergleich zum Vorjahr nochmals deutlich verringert hat und nur noch knapp ein Drittel des Vorjahreswertes beträgt.

Rund 75 % der Krankenhäuser weisen operative Fehlbeträge aus. Das durchschnittlich positive Jahresergebnis ist also nicht durch die eigentliche Geschäftstätigkeit der Krankenhäuser begründet, sondern allein durch periodenfremde oder einmalige, nicht wiederkehrende Geschäftsvorfälle bzw. die daraus resultierenden Erträge getragen.

Vermögens- und Finanzlage

Betriebsvergleiche 2022 Krankenhäuser - Vermögenswerte

Die Vermögensseite der einbezogenen Krankenhäuser stellt sich wie folgt dar:

Betriebsvergleiche 2022 Krankenhäuser Kapital

Die Investitionen der Krankenhäuser in Relation zum Anlagevermögen liegen im Durchschnitt mit etwa 15 % leicht über dem Vorjahreswert von 12 %, wobei der Anteil der aus Eigenmitteln finanzierten Investitionen 43 % beträgt nach 40 % im Vorjahr. Bei einer Anlagenaltersquote von nahezu unverändert rund 38 % (d. h. das Sachanlagevermögen ist bereits zu 62 % abgeschrieben) sind auch in den kommenden Jahren Investitionen mit einem merklichen Eigenmitteleinsatz zu erwarten. Der durchschnittliche Deckungsfaktor (Liquidität auf kurze Sicht zu betriebsgewöhnlichem Finanzbedarf pro Woche) von 10 Wochen kann unter Berücksichtigung eines Einzugsfaktors von 6 Wochen als noch ausreichend angesehen werden. Die EBITDA-Marge (Gewinn vor Zinsen, Steuern und nicht geförderten Abschreibungen in Relation zum Umsatz) liegt für alle einbezogenen Krankenhäuser durchschnittlich bei 1,2 % nach 2,3 % im Jahr 2021 und 3,8 % im Jahr 2020. Sie war im Geschäftsjahr 2020 insbesondere durch die Ergebnisverbesserung aus Corona-Erstattungen positiv beeinflusst.

Die Kapitalseite der Krankenhäuser hat folgende Struktur:

Der Anteil des bereinigten Eigenkapitals sowie des Kapitals mit eigenkapitalähnlichem Charakter (d. h. Eigenkapital saldiert mit Ausgleichsposten und Sonderposten) am gesamten Kapital lag im Jahr 2022 bei knapp 50 %. Darlehen machten fast 15 % des Gesamtkapitals aus, das übrige langfristige Fremdkapital betrifft insbesondere langfristige Rückstellungen. Auf kurzfristiges Fremdkapital entfällt gut ein Drittel der Bilanzsumme. Hier betrifft ähnlich wie im Vorjahr ein Anteil von 15 % der Bilanzsumme die kurzfristigen Rückstellungen.

Zusammenfassend lässt sich feststellen, dass aufgrund der auch weiterhin hohen Inflationsrate, der notwendigen Investitionen in die digitale Infrastruktur und des bestehenden Fachkräftemangels erheblicher Kostendruck auf den Krankenhäusern lastet. Dieser Kostendruck kann bei einer durchschnittlichen EBITDA-Marge von 1,2 % im Jahr 2022 nicht abgefangen werden. Eine signifikant unzureichende Refinanzierung der Kostensteigerungen stellt in den bestehenden Strukturen ein nicht unerhebliches Bestandsrisiko für Krankenhäuser dar.

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