Konsolidierung statt Wachstum – die richtigen Schritte zur richtigen Zeit

Die Gesundheits- und Sozialwirtschaft sieht sich auch im Jahr 2025 mit ernsten wirtschaftlichen Herausforderungen konfrontiert. Unternehmen mit einem breiten Leistungsangebot kämpfen häufig um ihre Gesamtrentabilität, da einzelne Bereiche die Wirtschaftlichkeit belasten. In der Vergangenheit waren manche Teilangebote oft nicht kostendeckend (z. B. Beratungsstellen, Kleiderläden), doch durch eine ausreichende übergreifende Wirtschaftlichkeit konnte eine Vielzahl von gesellschaftlich wertvollen Leistungen aufrechterhalten werden. Die zunehmenden Refinanzierungslücken in verschiedenen Bereichen der Wohlfahrtspflege und die Verringerung von Leistungen mit einem guten Deckungsbeitrag führen jedoch immer mehr dazu, dass Unternehmen der Gesundheits- und Sozialwirtschaft wirtschaftlich nicht mehr stabil sind. In diesem Kontext gewinnen strategische Maßnahmen zur Verkleinerung, auch bekannt als „Downsizing“, immer mehr an Bedeutung. Doch solche Maßnahmen erfordern sorgfältige Planung, um langfristig erfolgreich zu sein und die negativen Auswirkungen auf Mitarbeiter und Stakeholder zu minimieren.


Eine nachhaltige Konsolidierung des Unternehmens beginnt mit einem fundierten Konzept, das wirtschaftliche, organisatorische und rechtliche Aspekte berücksichtigt. Darauf aufbauend ist ein detaillierter Umsetzungsfahrplan mit klar definierten Meilensteinen erforderlich.
 

Schritt 1: Wirtschaftliche Bewertung des Unternehmens

In einem ersten Schritt sollte genau analysiert werden, welche Bereiche welchen wirtschaftlichen Beitrag für den gesamten Unternehmenserfolg leisten bzw. leisten können. Auf Basis einer einschlägigen Analyse und Darstellung der Unternehmensbereiche können erste Szenarien abgeleitet werden. Die Planung einer Verkleinerung darf sich dabei nicht nur auf den operativen Bereich beschränken, sondern muss die gesamte Unternehmensstruktur einbeziehen. Die Refinanzierbarkeit von Verwaltungseinheiten, langfristige Verträge und notwendige Ressourcen wie Büroflächen oder Fahrzeuge sind zu analysieren. Eine Business-Case-Rechnung, die alle Kosten und Risiken – von Abfindungen bis hin zu Pensionsverpflichtungen – umfasst, ist in dabei unverzichtbar.
 

Schritt 2: Planung der Anpassung der Organisationsstruktur

In der Sozialwirtschaft sind oft historisch gewachsene Strukturen anzutreffen, die eine Reorganisation erschweren. Aufgabenverteilungen und Schnittstellen sollten neu bewertet und, wenn nötig, neugestaltet werden, um Effizienzverluste zu vermeiden. Eine klare Analyse hilft, Ressourcen optimal einzusetzen und die Funktionsfähigkeit des Unternehmens zu sichern.
 

Schritt 3: Rechtliche Aspekte beachten

Ein Downsizing bringt oft rechtliche Herausforderungen mit sich, insbesondere im Hinblick auf einen angestrebten Personalabbau. Die Einbindung eines Arbeitsrechtsexperten ist entscheidend, um Sozialpläne, Vertragsänderungen und bedarfsweise Abstimmungen mit Pensionskassen rechtssicher zu gestalten.
 

Schritt 4: Umsetzung mit klarer Kommunikation

Ein gut abgestimmter Zeitplan und eine transparente Kommunikationsstrategie sind essenziell, um das Vertrauen bei Mitarbeitern und Kunden zu erhalten. Die Führungskräfte müssen die verbleibenden Teams motivieren, Ängste abbauen und die Veränderung als Chance darstellen. Offenheit gegenüber der Öffentlichkeit hilft, das Image des Unternehmens zu schützen.
 

Alternative Strategien und Chancen

Wenn ein Turnaround aus eigener Kraft unter Erhaltung des gesamten Leistungsportfolios nicht mehr möglich ist, wird eine Konsolidierung unumgänglich. Dabei müssen auch Optionen wie Teil-Verkäufe geprüft werden. Oftmals lassen sich aber gerade für kleinteilige Leistungen keine Käufer finden. Leider wird häufig zu lange gewartet, um strategische Änderungen umzusetzen, und nicht selten fehlt zum Schluss die Liquidität, um eine Konsolidierungsstrategie umzusetzen. In solchen Fällen kann eine Insolvenz in Eigenverwaltung die Chance eröffnen, langfristig einen Weg in die wirtschaftliche Stabilität zurückzufinden.
 

Praxis-Hinweis

Angesichts steigender Kosten, des Personalmangels und sinkender Refinanzierungsmöglichkeiten ist ein sorgfältig geplanter Blick in die Zukunft essenziell, um wirtschaftliche Stabilität zu sichern. Transparenz über die Wirtschaftlichkeit der angebotenen Leistungen und eine gute Planung aller Schritte sind bei einer Konsolidierung unumgänglich. Ob durch eine Verkleinerung des Unternehmens oder in bestimmten Fällen die Nutzung von Instrumenten des Insolvenzrechts – eine neue Zielrichtung ist bei vielen Unternehmen der Gesundheits- und Sozialwirtschaft in der heutigen Zeit unumgänglich.

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Leitung Geschäftsfeld Restrukturierung und Sanierung
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Geschäftsführer Solidaris Unternehmensberatungs-GmbH

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