Erfolgsfaktor Tagespflege – eine Herausforderung mit erheblichem Chancenpotential

Die Anzahl an Einrichtungen der Tagespflege ist in den letzten Jahren stetig gestiegen. Während Ende 2017 in Deutschland 4.455 Tagespflegen betrieben wurden, haben sich mit Ablauf des Jahres 2018 bereits rund 6.000 Einrichtungen am Pflegemarkt etabliert. Diese Entwicklung verwundert nicht, da die Finanzierung der Tagespflege insbesondere durch Leistungen der Pflegekassen kontinuierlich verbesse

Chancen und Herausforderungen für die Tagespflege

Die Anzahl an Einrichtungen der Tagespflege ist in den letzten Jahren stetig gestiegen. Während Ende 2017 in Deutschland 4.455 Tagespflegen betrieben wurden, haben sich mit Ablauf des Jahres 2018 bereits rund 6.000 Einrichtungen am Pflegemarkt etabliert. Diese Entwicklung verwundert nicht, da die Finanzierung der Tagespflege insbesondere durch Leistungen der Pflegekassen kontinuierlich verbessert wurde. Zudem sorgt die kürzlich durch das Pflegestärkungsgesetz II vorgenommene Ausweitung des Pflegebedürftigkeitsbegriffs dafür, dass ein deutlich größerer Personenkreis die Leistungen der Tagespflege im Wege der Sachleistung beanspruchen darf. Im Folgenden werden ausgewählte Aspekte beleuchtet, die aus Beratersicht zum wirtschaftlichen Erfolg der Unternehmung in besonderem Maße beitragen.

Die aufgezeigten positiven Rahmenbedingungen dürfen nicht darüber hinwegtäuschen, dass die Durchführung einer individuellen Bedarfsanalyse in der Vorgründungsphase unerlässlich ist. Hier sollte unter anderem geklärt werden, ob sich im räumlichen Umkreis bereits andere Tagespflegeeinrichtungen niedergelassen haben oder ob in angrenzenden Pflegeheimen sog. eingestreute Tagespflegeplätze vorgehalten werden. Kann eine Tagespflege an eine ambulante Pflegeeinrichtung angebunden werden, so lässt sich der Bedarf unter Umständen auch danach beurteilen, ob einzelne Klienten, die dort bereits in einer Betreuungsgruppe versorgt werden, sich bei einer Höherstufung in eine Tagespflege (perspektivisch) überführen lassen. Insbesondere kann bei vorhandener ambulanter Versorgung auch der Kontakt zu Angehörigen genutzt werden, um entsprechende Bedarfe zu ermitteln.

Erfolgsfaktor Tagespflege

Fällt die Bedarfsanalyse positiv aus, sind einerseits bauliche Möglichkeiten zu sondieren, andererseits ist zu beurteilen, in welcher Rechtsform die Tagespflege betrieben werden soll. Was die baulichen Gegebenheiten anbelangt, so stellen sich beispielsweise Fragen nach Kauf bzw. Neubau oder Miete (von Bedeutung im Zusammenhang mit der Berechnung des Investitionskostensatzes), gegebenenfalls nach Umwidmung von Gebäudeteilen bei Bestandsbauten oder im Falle von Neubauten die Berücksichtigung baulicher Anfor-derungen entsprechend den jeweils einschlägigen Landesgesetzen bzw. Landesrahmenverträgen. Über die bauliche Größe entscheidet wesentlich auch die geplante Platzzahl, die sich aus aktueller Praxissicht auf durchschnittlich 18 vorgehaltene Plätze beläuft. Was die Rechtsformwahl anbelangt, so tritt die Solitäreinrichtung Tagespflege regelmäßig als (gemeinnützige) GmbH oder (gemeinnütziger) Verein nach außen in Erscheinung. Geht die Tagespflege aus einer bereits bestehenden (ambulanten oder stationären) Pflegeeinrichtung hervor, so kann die Tagespflege auch als „selbständig wirtschaftende Einrichtung“ im Sinne des § 71 Abs. 2 Nr. 2 SGB XI in die Rechtsform der angebundenen Pflegeeinrichtung eingebunden werden. Welche weiteren Schritte und Voraussetzungen zur Gründung einer Tagespflege im Einzelnen erforderlich sind, wird u. a. in den Rahmenverträgen nach § 75 Abs. 1 SGB XI sowie den so-genannten Grundsatzpapieren auf Landesebene geregelt.

Nach erfolgreicher Gründung der Tagespflege gilt es, sich trotz zunehmender Konkurrenz langfristig erfolgreich am Markt zu behaupten. Aus Beratersicht tragen insbesondere folgende Faktoren wesentlich zum Erfolg der Einrichtung bei:

  • Die personellen Anforderungen, die an die in der Tagespflege tätige Pflegedienstleitung (PDL) bzw. an die leitende Pflegefachkraft zu stellen sind, müssen an den spezifischen Erfordernissen einer Tagespflegeeinrichtung konsequent ausgerichtet sein. Hierzu zählt neben hohen pflegefachlichen Anforderungen und vertiefter Kenntnis der einschlägigen Rechtsmaterie zunehmend auch serviceorientiertes Geschick im Umgang mit den Gästen und deren wachsenden Bedürfnissen. Denn werden Letztere nicht erfüllt, bleiben jene Gäste zukünftig aus. Deshalb wird es perspektivisch wichtig sein, reine SGB XI-Leistungen um entsprechende Serviceleistungen, die bestenfalls den Charakter eines attraktiven Alleinstellungsmerkmals haben, zu ergänzen.
  • Um für eine dauerhaft optimale Auslastung der Tagespflege zu sorgen, muss ein effizientes Belegungsmanagement betrieben werden. Zu beachten ist jedoch, dass eine optimale Auslastung (je nach Bundesland zwischen 80 % und 95 %) nicht gleichzusetzen ist mit einer Vollauslastung „um jeden Preis“. Entscheidend ist vielmehr, den optimalen Pflegegradmix zu kennen, um die Belegung entsprechend zu steuern und somit möglichst hohe Deckungsbeiträge erwirtschaften zu können.
  • Um eine auskömmliche Finanzierung der Gestehungskosten sicherzustellen, ist eine jährliche Pflegesatzverhandlung mit den Pflegekassen auf individueller Kostenbasis vorzubereiten und durchzuführen. Hierdurch besteht insbesondere die Möglichkeit, im Pflegesatz die Personalkostensteigerungen (Tariferhöhung) refinanziert zu bekommen. Andererseits lassen sich hierdurch einrichtungsindividuelle Personalschlüssel bis zur Obergrenze des Personalrichtwerts vereinbaren. Unter Umständen können hierdurch auch wirtschaftliche Risiken, die in Form von Ausfalltagen entstehen, durch das Verhandeln eines entsprechenden Risikozuschlags kompensiert werden.

Gründung einer Tagespflege - Fazit:

Im Fall einer positiven Bedarfsanalyse kann sich die Gründung einer Tagespflege sowohl für ambulante als auch für stationäre Pflegeeinrichtungen zur Ergänzung des bereits bestehenden Leistungsspektrums anbieten. Erstere verbinden hiermit die Chance, ambulant versorgte Klienten bzw. solche aus Betreuungsgruppen in die Tagespflege überführen zu können; Letztere haben die Möglichkeit, die Gäste der integrierten Tagespflege an festen Tagesstrukturen der vollstationären Pflege teilhaben zu lassen, um den späteren Übergang ins Pflegeheim für diese einfacher zu gestalten. Durch die Möglichkeit, bereits vorhandene Ressourcen (z. B. in den Bereichen Overhead/PDL, qualifizierte Pflegefachkräfte, Fuhrpark, EDV, Räumlichkeiten wie Küche, Verpflegung) zu nutzen, lassen sich deutliche Synergieeffekte erzielen.

Weitere Artikel, die Sie interessieren könnten

phone
mail Pfeil weiß